agrumi.at

Citrandarinen

X Citroncirus spp.

Unter Citrandarinen versteht man Kreuzungen zwischen Mandarinensorten (Citrus reticulata) und der Dreiblättrigen Zitrone (Citrus trifoliata). Derartige Hybriden sind vom Zitrus-Forschungsprogramm des US-Landwirtschaftsministeriums hergestellt worden um neue Unterlagen für den Zitrusanbau zu gewinnen. Citrangen haben gegenüber der Dreiblättrigen Zitrone, aber auch im Gegensatz zu Citrangen und Citrumelo den Vorteil, dass sie besser mit kalkreichen, basischen Böden zurecht kommen als die anderen. In Europa ist aus der Gruppe der Citrandarinen die spanische Züchtung FA 5 verbreitet.

Citrandarin 899A

1998 hat der Biologe und Zitruszüchter Bernhard Voss aus einer der Forschungsanlagen der USDA in Kalifornien einige Früchte mitnehmen dürfen. Aus den Samen sind eine Reihe unterschiedlicher Sämlinge gewachsen, die er mit 899 (der Katalognummer der Mutterpflanze) und einem Buchstaben bezeichnete. Auf den Bildern ist die Pflanze 899A zu sehen, die ich in meiner Sammlung halte. Die Mutterpflanze ist eine Kreuzung aus der Mandarinensorte „Changsha“ und einer Dreiblättrigen Zitrone, auch als Poncirus bekannt. Der Pollenspender ist unbekannt, da es sich um keine bewusst herbeigeführte Kreuzung handelt. Man spricht von „open pollinated“. 899A hat recht attraktive, kleine Früchte, die optisch an kleine Mandarinen erinnern. Leider nicht geschmacklich. Vom Habitus ein sehr schöner Baum mit Blättern, die jenen einer Limette zum Verwechseln ähnlich sehen. Die Frosthärte dürfte bei etwa -12°C liegen. Ich habe 899A nicht im Freiland getestet.

Citrandarin US812

Die Citrandarin US812 ist eine Kreuzung aus Citrus reticulata var. Sunki und der Citrus trifoliata – Selektion „Benecke“. Ob es sich bei meinem Bäumchen um einen genauen Klon der Mutterpflanze in den USA handelt, müsste eine Genanalyse klären, denn ich habe meine US812 aus einem Samen gezogen. Die wächst nun seit gut 12 Jahren frei ausgepflanzt in meinem Garten. Ich habe auf eine 1m hohe Poncirus-Unterlage veredelt. Im Winter ist kein Schutz nötig. Der Baum hat gesichert -15°C und längere Frostperioden um die -10°C ohne Schäden überstanden. Bei sehr tiefen Temperaturen wirft die Citrandarin ihre Blätter ab, was kein Problem darstellt. Die Früchte von US812 liefern einen aromatischen Saft, der stark an den Geschmack der Calamondin-Orange (Kalamansi) erinnert und eine gute Limonade ergibt. Die Fruchtrinde (Flavedo) ist allerdings unangenehm bitter.

Citrandarin 899J

899J ist ein weiterer Sämling aus der von Bernhard Voss aus Jork bei Hamburg selektierten Absaat der Citrandarin 899. Eine, was den Pollenspender anlangt, ungeklärte Kreuzung. Wie die Schwester 899A hat sie strikt ungeteilte Blätter, die nicht auf eine Poncirus-Verwandtschaft schließen lassen. Aufgrund der dicke des dunkelgrünen Laubes und des gezähnten Blattrandes darf man annehmen, dass es sich um eine Pflanze mit tetraploidem Chromosomensatz handeln könnte. Mein Exemplar von 899J hat erst einmal geblüht. Über die Qualität der Frucht lässt sich nichts sagen (erste Früchte sind nicht aussagekräftig). Die Frosthärte dürfte aber über der von 899A liegen.

Citrandarin US852

Die USDA hat mehrere Hybriden mit dem Elternpaar: Citrus reticulata var. Changsha und Citrus trifoliata herstellen lassen. Immer auf der Suche nach besseren Unterlagen für den kommerziellen Anbau. Nach Fruchtqualität wurde bei dieser züchterischen Arbeit nie selektiert. Eher noch auf höhere Frosthärte, aber Hauptziel war immer, Krankheits- und Schädlingsresistente Wurzelstöcke zu schaffen. Eine derartige Unterlagssorte ist US852. Auch sie wächst in meinem Garten und hat sich als außerordentlich winterhart erwiesen. Durch ihren späten Austrieb ist sie nicht durch späte Fröste im Frühjahr gefährdet.

Citrandarin Forner Alcaide 5

Citrandarin Forner Alcaide 5 ist eine Entwicklung der spanischen IVIA. Sie ist mittlerweile in Europa eine der beliebtesten Unterlagen in der Zitrusvermehrung. Es handelt sich um eine Kreuzung von Cleopatra-Mandarine (Citrus reshni) und Poncirus und sie gilt als besonders kalkverträglich. Leider erreicht FA5 die Frosthärte von Poncirus bei weitem nicht. Für Freiland-Zitruskultur im Grenzbereich eignet sich eigentlich  nur Citrus trifoliata als Wurzelstock

Citsuma

Unter Citsuma versteht man eine Kreuzung von Satsuma-Mandarine und Poncirus. Ich habe so eine Pflanze vor fast 20 Jahren aus einem Samen gezogen. Geblüht hat sie leider bis heute nicht. 

In Foren stolpert man oft über eine etwas geheimnisumwitterte Sorte, die totz ihrer Bezeichnung: Citsuma „Prag“ (oder in der englischen Schreibweise „Prague“), aus der ehemaligen Sowjetunion stammen dürfte. Wichtiger als die Herkunft ist die Tatsache, dass es sich um keine Kreuzung, sondern um eine Chimera handelt. Das bedeutet, dass in einem derartigen Pflanzenindividuum, genetisch unvermischt, Gewebe von Poncirus und von Satsuma nebeneinander, oder besser in Schichten übereinander existieren. Man erreicht soetwas durch spezielle Veredelungstechniken. Im Fall der „Prag“ ist es so gelungen, eine Pflanze zu erzeugen, die beinahe die Frosthärte von Poncirus erreicht, aber süße Satsuma-Früchte produziert. Leider ist dieses Pflanzenwesen nicht sehr produktiv und im Habitus wenig ansprechend. Jedenfalls ist die gebräuchliche Bezeichnung Citsuma taxonomisch falsch. Man schreibt am besten Poncirus+Satsuma.