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Poncirus

Citrus trifoliata

Die Dreiblättrige Zitrone Citrus trifoliata (L), Poncirus trifoliata (Swingle) ist das wohl auffälligste Mitglied der Zitrusfamilie. Nicht nur schmückt sich der Strauch mit gewaltigen Dornen, er verliert als einzige Zitruspflanze im Herbst sein gesamtes Laub. Das macht den Poncirus zur winterharten „Zitrone“, die selbst in Zone 5 noch überleben kann. Leider ist im Handel auch die Bezeichnung „Bitterorange“ verbreitet, was weit in die Irre führt. 

Über den Ursprung von Citrus trifoliata und seine taxonomische Zuordnung zur Gattung Zitrus gibt es unter Fachleuten immer wieder Diskussionen. Genanalysen haben nahegelegt, Poncirus doch zu den echten Citrusgewächsen zu stellen. Es gibt Hinweise, dass es sich um eine sehr alte Hybride zwischen einer Mandarine  und einer Art außerhalb der Citrusfamilie handeln könnte. Manche Taxonomen haben den Poncirus unter die Gattung Aegle gereiht (als Aegle sepiaria bezeichnet). Offenbar verführt durch den Umstand, dass Aegle ebenfalls aus drei Teilblättchen zusammengesetzte Blätter bildet. 

Poncirus verhält sich aufgrund einer Eigenart bei der Samenbildung wie eine stabile Art. Die werden nämlich vorwiegend aus Gewebe der Samenanlagen gebildet, ohne dass eine Befruchtung stattgefunden hätte. So etwas nennt man Apomixis. Mit diesem Phänomen ist bei Zitrusgewächsen sehr oft ein weiteres verbunden: die so genannte Polyembryonie. Das bedeutet, dass ein Samenkorn mehrere Embryonen enthält, die meist unterschiedlich stark sind. Manchmal ist in so einem Embryonenbündel auch ein zygoter, also durch Verschmelzung von Pollen und Eizelle entstandener Embryo vorhanden, der sich in der Regel nicht gegen die vitaleren Klon-Embryonen durchsetzen kann. Man kann die Jungpflänzchen vorsichtig von einander trennen und erhält tatsächlich mehrere eigenständige Sämlinge, die mit hoher Wahrscheinlichkeit der Mutterpflanze vollkommen gleichen.

Citrus trifoliata var. monstrosa

Neben der Normalform von Poncirus trifoliata gibt es eine attraktive Variante, mit gewundenem Wuchs, die an den bekannten „Korkenzieher-Hasel“ erinnert. Die Chinesen haben dieser pittoresken Spielart den Namen „Flying Dragon“ gegeben, weil sie die Äste an die gewundenen Leiber der Luftdrachen erinnern. Neben seiner dekorativen Wirkung hat der Fliegende Drache auch seine Qualitäten als Wurzelstock. Vor allem für die Topfkultur. Die gewundene Variante wächst meist langsamer als die Nominalform, bildet aber nach meiner Erfahrung besonders  robuste Wurzeln. Flying Dragon kann durch Samen vermehrt werden, wenn auch ein gewisser Prozentsatz der Sämlinge den gewundenen Wuchs nicht zeigt. Ob es sich dann um zygote Pflanzen handelt, müsste untersucht werden. Jedenfalls gibt es Hybride, bei denen Citrus trifoliata var. monstrosa die Mutterpflanze war. Etwa die in den USA zufällig entdeckte „Dragon Lime“ mit unbekanntem Pollenspender.