Für viele ist das Internet ein Ort der Vergnügungen. Man reist zur Entspannung, um Zeit tot zu schlagen oder den Spieltrieb zu befriedigen.
Ernste Menschen hingegen verbringen ihre Freizeit zum Beispiel im Schrebergarten, haben seriöse Hobbies wie Numismatik oder Philatelie. Und doch finden einander aufgeschlossene Schrebergärtner und Markensammler längst im Internet. Es gibt kein Thema und keine Sachgebiet, das zu ausgefallen wäre um nicht doch Gleichgesinnte zu finden. Man nehme zum Beispiel den Wunsch erstaunlich vieler Bewohner der gemäßigten Klimazone, Palmen, Orangenbüsche und ähnlich südliche Gewächse in ihre Gärten zu pflanzen. Bei gelernten Gärtnern wird man mit diesem Wunsch nur verständnisloses Kopfschütteln ernten, aber im Internet gibt es nichts, was es nicht gibt.
Wir tippen folgende Adresse:
http://cooltropix.com/ und landen genau an jenem paradoxen Ort, den wir suchen: in den kühlen Tropen. "The cool Tropics" ist eine sehr umfangreiche Link-Sammlung. Der Schwerpunkt liegt, man ahnt es, auf Informationen zu Pflanzen, die der brave Gärtnermeister für unserem Klima nicht gewachsen hält. Natürlich hat der gute Mann recht, und weil er praktisch denkt, wird er sich weiter um seine Paradeiser kümmern.
Es geht auch so manchem Internet-Gärtner um Eßbares, eben um Edible Landscaping (http://www.eat-it.com ) Dort finden wir unter anderem die sogenannten Kapstachelbeeren, botanisch Physalis genannt. Sie aus dem fernen Afrika kommen in unsere Supermarktregale, sind sauteuer und nahe Verwandte der Paradeiser. Das schöne ist: man kann sie genauso leicht im Garten ziehen wie die verbreitete Verwandtschaft. Hinter allem steht dann auch noch ein politisches Konzept: Auf der Edible Landscaping-Seite wird gegen die internationalen Fruitcompanies und die Ausbeutung der Dritten Welt gekämpft.
Manche Gärtner wollen weder Revolution noch Essen, ihnen geht es vielleicht um südliches Flair und Dekoration. Sie haben ein Swimmingpool im Schrebergarten und wollen im Schatten einer Bananenstaude liegen? Kein Problem. Die japanische Faserbanane kann in wärmeren Gegenden Österreichs ausgepflanzt werden und überlebt mit geeignetem Schutz auch den Winter.
Detailierte Erfahrungsberichte mit echten Exoten in österreichischen und deutschen Gärten findet man unter http://members3.boardhost.com/Exoten
Wer sich auf keine Bananenexperimente einlassen möchte, aber trotzdem exotisch wirkendes Grün zum drunter Liegen sucht, der setzt einfach eine Palme in seinen Garten. Die deutsche Seite Palme per Paket bietet, schön übersichtlich, alles Wissenswerte über Palmen und Bananen. Man kann dort natürlich auch einkaufen.
Von einem aufgehenden Stern unter den Blattträgern im Internet ist die Kunde allerdings noch kaum auf deutschsprachige Seiten gedrungen. Dafür wird das Bäumchen mit botanischem Namen "Asimina triloba" auf hunderten amerikanischen Seiten gefeiert. Das einzige winterharte Annonengewächs, einziger nicht tropischer Vertreter seiner Gattung, Hoffnungsträger amerikanischer Obstbauern. Live anzuschauen im Botanischen Garten der Universität Wien -manchmal muß auch ein Internet-Gärtner an die frische Luft. Wer sich eingehender mit botanischen Gärten befassen möchte: Man findet eine große Zahl an Homepages im Internet, die die einzelnen Instittionen vorstellen.
Für viele Liebhaber des Südens ist der Citrusbaum der Inbegriff eben dessen, was er liebt. Der Zitronenbaum hinterm Haus? Unter dem Stichwort "Poncirus" liefert das Internet auch dazu Informationen in jedem gewünschten Grad an Wissenschaftlichkeit. Übrigens: Bücher zu diesem Thema wirdman vergeblich suchen, man sieht, das Internet kann mehr.
Doch aller Theorie muss letzten Endes die Praxis folgen: Dem Enthusiasten, der über einen Flecken Grün verfügt, sei empfohlen, einfach zu experimentieren. Vor allem dicht verbautes Gebiet ist dem flachen Land gegenüber klimatisch stark begünstigt. Wahrscheinlich gedeiht in Wiener Innenhöfen fast alles, was man in Bozen, Meran oder noch südlicher finden kann. Auch in anderen Gegenden erlauben Mikroklimata oft Erstaunliches. Wer Erfolg hat, sollte das hinausposaunen in die weite Welt.
Am besten im Green Net http://www.boldweb.com, Hilfeschreie werden dort übrigens auch gehört.
Robert Gordon