Obwohl ich mich schon lange für Citruspflanzen begeistere, habe ich erst spät entdeckt, dass es durchaus möglich ist, manche Citri im Garten auszupflanzen.
Ich hab die neu erworbenen Pflanzen dann gleich im ersten Winter einem brutalen Frosttest unterzogen, der beinahe zum Totalverlust geführt hätte. Nur "Cunningham livurce" überstand -10° im Topf (ohne Schutz oder Einsenken) unbeschadet. "Thomasville citrange" und "Sanford curafora" erlitten mittelschwere Schäden, überlebten aber. Die "Snowsweet" USA 119 ist eingegangen.
Aus heutiger Sicht kann ich über meine damaligen Vorstellungen nur lachen. Sieben Jahre Erfahrung mit den "frostharten" Citrushybriden haben gezeigt, dass es bis heute keine Züchtung gibt, die in unseren Breiten -und da rede ich vom Weinbauklima- ohne Schutz sicher winterhart ist. Und auch von gut essbaren Früchten dürfen wir weiterhin nur träumen.
Die gute Nachricht ist aber, dass es bei einigen Hybriden nur sehr wenig Schutz braucht um sie über den Winter zu bringen und dass es in einigen Fällen auch berechtigte Hoffnungen auf essbare Früchte bei ausreichender Frosthärte gibt. Interessanterweise kommen die aussichtsreichsten Kreuzungen aus Russland bzw. Tschechien und nicht mehr aus den USA oder dem Tessin. Das ist insofern keine Überraschung, als man im Osten offenbar tatsächlich versucht hat, Zitrusfrüchte unter gemäßigten oder sogar kontinentalen klimatischen Bedingungen zu produzieren. Die US-amerikanischen Bemühungen sind wohl nie in dem Ausmaß in Richtung Frosthärte gegangen. Dort sucht man nach der idealen Veredelungsunterlage.
Nach den bisherigen Erfahrungen mit Citrushybriden in unseren Breiten scheint Citrumelo auch ohne aufwändigen Schutz gut durchzukommen. Einen Versuch wert ist auch die Kreuzung Poncirus X Chansha-Mandarine und am vielversprechendsten, was die günstigste Kombination von Frosthärte, Fruchtqualität und Reifezeitpunkt anlangt ist die Kreuzung Poncirus X Satsuma-Mandarine. Ich bin allerdings der Überzeugung, dass mit der entsprechenden züchterischen Konsequenz ein befriedigendes Ergebnis zu erreichen wäre. Leider leistet bei uns niemand diesen Aufwand.
Der Winter 2008/2009 beschert uns seit längerem wieder einmal Verhältnisse, die Rückschlüsse über die Frosthärte einiger Hybriden zulassen: Nach über zwanzig Eistagen (Temperaturen auch tagsüber unter dem Gefrierpunkt) und Barfrost bis -11° haben C. ichangensis, Cirtrumelo, Citsuma und eine Citrandarin keine gröberen Schäden gezeigt. Bei C. ichangensis waren einige jüngere Blätter und nicht ausgereifte Triebspitzen kaputt, sonst gab es aber keine Blessuren.
Ab heuer wird das Auspflanz-Projekt konsequent vorangetrieben. Dann wird sich zeigen, welche frosthärteren Hybriden auf lange Sicht für begünstigte Lagen in Österreich geeignet sind.