Jeder hat seine eigenen Erfahrungen gemacht und mit der Zeit eigenen Methoden entwickelt. Und nicht alles ist übertragbar, aber vieles, was ich gehört und gelesen habe, war für mich doch nützlich. Ein Grund das, was ich selber gelernt habe jetzt auch weiter zu sagen. Auf dass es anderen nützen möge.
Die Anschaffung
Wer vor hat, Zitruspflanzen zu kaufen, muss sich darauf einstellen, dass man im Gartencenter nur in Ausnahmefällen auf einschlägig eingelesenes Personal stößt. Es ist also kein Fehler, erste Grundkenntnisse zu erwerben, bevor man beim Gärtner das Geldbörsel zückt. Worauf muss man also achten:
Was sieht man nach dem Striptease?
Egal, ob die Verkäufer das gerne sehen, oder nicht: Ziehen sie die Pflanze aus dem Topf und vergewissern sie sich, dass die Wurzeln der Pflanzen gesund (beige-orange, fest) und zahlreich vorhanden sind. Dass viele Zweige da sind, ist weniger wichtig, die wachsen bei gesundem Wurzelwerk ohnehin bald neu.
Wie wurde vermehrt?
Schauen sie, ob es sich um einen Steckling oder eine Veredelung handelt ? Stecklinge stehen oft schlecht, was eher daran zu liegen scheint, dass zu junge Stecklinge in den Handel kommen. Bei selbst gesteckten Pflanzen und älteren Stecklingen habe ich diese Beobachtung nicht gemacht. Stecklinge dürfen jedenfalls nicht viel kosten
Solide Basis?
Versuchen Sie festzustellen, auf welche Unterlage die Sorte veredelt ist. Im guten Fachhandel sind diesbezügliche Angaben an der Pflanze zu finden bzw. beim Gärtner leicht zu erfragen. Nach der Unterlage richten sich nicht zuletzt Kulturansprüche, die vor allem bei der Überwinterung zum Tragen kommen. Wer wärmer überwintern muss, sollte von auf Poncirus trifoliata veredelten Bäumchen eher die Finger lassen.
Passt das Substrat?
Pflanzen, die in reinem Lehm stehen, sind meist aus Freilandbaumschulen in Südeuropa. Lehmerde ist für Kübelkultur völlig ungeeignet, da sie stark verhärtet und verschlämmt. Kübelsubstrat muss locker und durchlässig sein, denn Wurzeln brauchen für ihre Gesundheit Sauerstoff. In verdichteten Substraten ist davon zu wenig vorhanden, es kommt zu Fäulnis. Im freien Grund sorgen Tiere wie der Regenwurm für eine Durchlüftung des Bodens. Im Kübel muss das Substrat strukturstabil sein und so die nötigen Hohlräume erhalten.
Achtung: Oft ist über die Lehmerde eine Schicht Kultursubstrat gestreut! Ein Grund, neu gekaufte Pflanzen bald frisch zu topfen. Ein anderer: wer sein Substrat selbst mischt, oder immer in die gleiche Fertig-Erde Topft, weiß genau, wie er gießen muss. Mit fremden Substraten kann man da böse Überraschungen erleben.
Helferleinsyndrom?
Wer sich nicht von vornherein zum/zur Krankenpfleger/in berufen fühlt sollte kränklich aussehende und/oder von Schädlingen befallene Pflanzen meiden. Unter Umständen ist da selbst geschenkt noch zu teuer, vor allem dann wenn man sich dadurch vorher nicht gekannte Schädlinge und Krankheiten ins Haus holt. Übrigens sind Spritzmittel nicht nur gefährlich, sondern auch sehr teuer.
Zu Hause angekommen
Es wäre unseriös, zu behaupten, dass sich Zitruspflanzen leicht pflegen ließen. Ohne die nötigen Voraussetzungen hat man wenig Chancen auf dauerhaften Erfolg.
Nach meiner Ansicht sind Zitrusgewächse keine Zimmerpflanzen. Genauso wenig wie Apfel- oder Birnenbäume. Ein Sommerplatz im Freien ist daher unerlässlich. Und auch die zweite Bedingung, ist meine Überzeugung, muss auf Dauer erfüllt werden: das kühle Winterquartier. Wenn man nichts von alledem zu bieten hat, und auch keine entsprechenden Möglichkeiten in Sicht sind ? lieber auf die Anschaffung verzichten. Ochideen sind auch schön und viele von ihnen lassen sich nachweislich im Zimmer pflegen.
Licht
Licht ist neben Temperatur der wichtigste Wachstumsfaktor. Fehlt bei bei wärmeren Temperaturen (15°C) die Helligkeit, so beginnen die Pflanzen schnell zu vergeilen. Das heißt, es setzt ungewöhnliches Längenwachstum ein, die Internodien (Abstände zwischen den Blattansätzen) werden immer größer. Auch Blatt- und Fruchtfall und zurück Trocknen ganzer Astpartien bis hin zum Absterben der ganzen Pflanze werden auf Lichtmangel aufgrund fehlender Tageslichtintensität im Winterquartier zurückgeführt. Im Sommer sollte Lichtmangel kein Problem sein, wenn man den Töpfen einen Aufenthalt im Freiland gönnt. Zimmerhaltung von Zitruspflanzen halte ich, wie gesagt, auf Dauer für kein Erfolg versprechendes Unternehmen. Die Pflanzen brauchen den Freilandaufenthalt, um Kraft für die in unseren Breiten oft kritische Überwinterung zu tanken.
Tipp:
Empfehlenswerte Lichtmesser sind die in vielen Haushalten vorhandenen Spiegelreflexkameras mit Belichtungsmesser:
Minimale Lichtstärke: Blende 8, Belichtungszeit 1/250, zu erreichen mit künstlichem Licht.
Gute Lichtstärke: Blende 11, Belichtungszeit 1/500.
Optimale Lichtstärke: Blende 16, Belichtungszeit 1/1000 und darüber.
(Werte gemessen mit 50mm Objektiv und bei 100 ASA Filmempfindlichkeit).
Temperatur
Citruspflanzen beginnen ab 12°C zu wachsen. Die optimale Temperatur für kräftiges Wachstum liegt bei 20° - 30°C, bei einer Nachtabsenkung, die nicht unter 15°C fallen sollte. Ab 35°C beginnt das Wachstum zu stagnieren, bei ca. 40°C im Topf treten erste Schädigungen der Wurzeln auf.
Bei Temperaturen unter 10°C begeben sich die Pflanzen in Winterruhe, die um so tiefer ist, je näher sie an die 0°C Marke kommt. Die idealen Überwinterungstemperaturen liegen bei 5°C.
Diese Angaben stammen von Bernhard Voß (siehe meine Literaturliste). Meine Erfahrungen decken sich zwar im Prinzip mit dem, was Bernhard schreibt, ich habe aber doch einige zusätzliche Beobachtungen gemacht: Je Wärme liebender die Sorte ist, desto weniger geht sie in Winterruhe. Die Wachstumsgeschwindigkeit bei mexikanischer Limette oder auch bei Pomelo korreliert mit der Temperatur im Winterquartier, eine Ruhe tritt aber nur bei tiefen Temperaturen (deutlich unter 10°) ein. Meine Pomelo-Sämlinge haben im Dezember bei um die 10° im Quartier fleißig ausgetrieben. Bei Veredelungen auf Pomeranze (C. aurantium) oder gar Poncirus gibt es unter diesen Bedingungen kein Wachstum. Allerdings blühen die Zitronen. Poncirus und seine Hybriden gehen, wenn man sie bis in die ersten Fröste draußen lässt, in eine sehr tiefe Winterruhe und können eventuell auch ganz dunkel (bei entsprechend niedrigen Temperaturen) überwintert werden.
Licht und Schatten
Die Beleuchtung sollte den Sommer über kein Problem darstellen, da die meisten Arten ohnehin im Freiland stehen. Beim Einräumen im Herbst muss darauf geachtet werden, daß die Pflanzen nicht von kühlen Standorten mit hoher Luftfeuchtigkeit (relative Luftfeuchte 80 - 100%) in warme (Zimmertemperatur), trockene Räume (relative Luftfeuchtigkeit 30 - 50%) geräumt werden, denn die Pflanzen würden sich unter diesen Umständen ihres grünen Kleides zumindest teilweise entledigen.
Der Blattfall wird durch ein plötzliches Missverhältnis von Licht und Temperatur bzw. Luftfeuchtigkeit ausgelöst. Der umgekehrte Weg, nämlich vom warmen, hellen Platz auf einen kühlen, dunklen hat einen ähnlichen Effekt. Ich lasse meine Zitruspflanzen (wie auch die anderen Kübel) im Herbst so lange draußen, wie es gerade noch zuträglich ist und räume teilweise erst nach den ersten Frösten ein. Obwohl es manchmal im Quartier aufgrund der Sonneneinstrahlung wieder Temperaturen von 20° und mehr bekommen kann, habe ich kein Problem mit Blattfall, denn Helligkeit und Temperatur bleiben in direkter Abhängigkeit von einander.
Frühlings Erwachen
Im kühlen Winterquartier halten die Pflanzen eine Art Dornröschenschlaf. Und wie man aus dem Märchen weiß, ist es nicht ganz einfach, diesen Zustand zu beenden. Was man unbedingt vermeiden muss, allen frühlingshaften Impulsen zum Trotz, ist, die Pflanzen ins Freie zu räumen, wenn die ersten kräftigen Sonnenstrahlen Herz und Garten erwärmen. Ein kräftiger Sonnenbrand wäre die Folge, der bis zum Totalverlust des über den Winter geretteten Laubes führen könnte. Daher: die Pflanzen ausräumen, wenn es bedeckt ist, vielleicht sogar regnet und auf längere Sicht auch keine Besserung zu erwarten ist, denn das Laub braucht eine Zeit um sich gegen die harten Sonnenstrahlen zu wappnen.
Wenn das geschafft ist, dann kann ein neues Zitronenjahr beginnen mit allen Freuden und Genüssen.
Der gute Boden
Gute Kübelpflanzenerde sollte nicht zur Verschlämmung neigen (Staunässegefahr), nicht zu leicht sein (Windanfälligkeit), und ein mittleres Wasserspeichervermögen besitzen, so daß die Pflanzen bei einer Woche Sonnenschein nicht sofort austrocknen. Der pH - Wert sollte 5-6 betragen.
Folgende Bestandteile könnte eine gute Kübelpflanzenerde enhalten:
Groben Weißtorf (geringer Zersetzungsgrad) oder besser Cocohum, ein Substrat aus Cocosfasern, das aus Gründen des Umweltschutzes zu bevorzugen wäre.
Gebrochener Quarzsand in einer Körnung bis zu 4mm. Die scharfen Kanten der einzelnen Sandkörner regen die Wurzelspitzen zur Teilung an und sorgen so für ein dichtes Wurzelwerk.
Granitkies oder Grus aus verwittertem Granit. Ist eine kalkfreie, gute Drainage, die zu leichte Töpfe beschwert (Kippgefahr bei starkem Wind)
Bimskies ist ebenfalls eine gute Drainage, die aber zusätzlich den Vorteil hat, Feuchtigkeit aufzunehmen. Bimskies ist bekanntlich auch leicht, weshalb ich ihm bei sehr großen Töpfen bevorzuge.
Lavagrus, wie ihn manche Stadtgärtnereien für Baumscheiben verwenden. Er zersetzt sich mit der Zeit und reichert den Boden mit Mineralstoffen an. Ist aber wieder recht schwer.
Perlit ist eine art künstlich erzeugter Bimskies, also Glasschaum. Perlit (z. B. "Agroperl") macht den Boden locker und nimmt auch Wasser auf. Ich verwende es in allen Erdmischungen und auch bei Auspflanzungen im Garten.
Blähschiefer, Vermiculit und ähnliche Materialien werden Spezialsubstraten, wie Kakteenerde, gerne zugesetzt und sind auch, so verfügbar, für Kübelpflanzen-Mischungen geeignet. Abraten würde ich von Blähton, der manchmal einen sehr hohen PH-Wert hat.
Reife Komposterde bringt microbiologisches Leben in den Topf, was vor allem wichtig ist, wenn man organisch düngt. Denn Hornspäne, Blutmehl und Co. Können in mehr oder weniger sterilem Milieu nicht zersetzt werden.
Es besteht allerdings die Gefahr, dass man auch unerwünschte Organismen in seine Erdmischung einbringt. Vor allem mit Rindenhumus ist mir das schon öfter passiert.
Was der Erde nicht fehlen sollte ist Ton, den man am besten als Granulat unter mischt. Ton speichert Nährstoffe und Feuchtigkeit.
Mischverhältnisse kann ich nicht angeben, weil ich meine Erden nach Gefühl komponiere. Mit dem Tongranulat sollte man vielleicht sparsam umgehen (der Umstand, dass es ziemlich teuer ist, hilft da sehr), aber sonst würde ich keine Religion aus der Zusammensetzung des Substrats machen. Nur der PH-Wert sollte am Ende zwischen 5,5 und 6,5 liegen. Für Pomeranzen vielleicht auch bei 7.
Ich gieße fast nur mit Regenwasser, da ist die Gefahr des Verkalkens praktisch ausgeschlossen.
Der regelmäßige Umzug
Umgetopft wird, wenn der Ballen stark durchwurzelt ist. Man greift zu einem um 5 bis 10cm größeren Gefäß. Das gilt für ältere Pflanzen, die nur noch alle drei bis fünf Jahre neu getopft werden. Die Jahreszeit in der dies passiert ist nicht von Bedeutung mit einer Ausnahme. Ich würde nur im Notfall im Winter umtopfen, denn da ist die Gefahr groß, dass die fast unvermeidlich verletzten Wurzeln zu faulen beginnen. Bei sehr alten Bäumen kann es notwendig sein, den Wurzelballen zu verkleinern. Das macht man mit einem scharfen Spaten indem man gleichmäßig eine 5cm starke äußere Schicht vom Wurzelwerk entfernt und dann wieder in den gleichen Topf (oder einen gleich großen) pflanzt. Privatpersonen werden wohl eher selten mit Pflanzkübeln über 60cm Durchmesser umgehen (wollen).
Zitruspflanzen sind keine Kakteen
Meine deutschen Freunde und Gärtnerkollegen warnen gerne vor zu nassen Füßen bei Zitruspflanzen. Vor allem für den Winter im kühlen Quartier wird gerne empfohlen, die Töpfe eher trocken zu halten. Ich habe damit keine gute Erfahrung gemacht.
Immer wieder gab es in meinem Quartier Trockenschäden. Ich halte daher meine Zitruspflanzen auch über den Winter gleichmäßig feucht, aber nicht nass!
Das Gießwasser sollte kalkfrei sein und möglichst nicht kälter als die Umgebung. Regenwasser ist wohl die beste Wahl.
Die Ernährung
Zitruspflanzen sind Starkzehrer. In der Wachstumsperiode muss regelmäßig gedüngt werden. Geeignete Dünger haben ein Mischungsverhältnis der Grundelemente Stickstoff (N)-Phosphor (P)-Kalium (K) von 3:1:2, also z.B. 12-4-8, mit zusätzlichen Spurenelementen. Man kann Flüssigdünger verwenden, oder, was praktischer ist, einen Langzeitdünger unter die Erde mischen. Diese mit Wachs überzogenen Kügelchen geben die Nährstoffe langsam und abhängig von der Temperatur ab und wirkt bis zu 5 Monate lang (es gibt auch 3-Monats-Dünger). Die Langzeitdünger werden in die Erdoberfläche eingearbeitet.
Dosiert wird eine Hand voll (ca. 50g) auf 10 Liter Erde.
Als organischer Dünger hat sich von alters her Pferdemist bewährt. Man kann ihn auf den Topf packen und drauf gießen, oder den Mist mit Wasser ansetzen und diese Brühe verwenden.
Die ungebetenen Gäste
Zitruspflanzen scheinen Schädlinge anzuziehen, das kann man im Süden überall beobachten. Wir haben uns zuweilen ebenfalls mit Ungeziefer herumzuschlagen. Da ist:
Coccus hesperidum, die Citrusschildlaus
Bildet im Erwachsenenstadium kleine glatte Schildchen ähnlich einer halben Muschelschale, die bis zu 5mm groß werden und sich mechanisch leicht enfernen lassen. Die Tiere sitzen auf Stamm, Ästen und den Blättern entlang den Blattadern.
Abhilfe mit Paraffinölspritzung oder der Schlupfwespe Microterys flavus
Planococcus citri, Citruswollaus
Wolläuse sind, wie ihr Name schon andeutet, leicht an dem watteartigen Wachsgespinst zu erkennen, in das sie eingehüllt sind.
Abhilfe: Kaliseifenspritzung oder Schlupfwespe Leptomastidea abnormis
Rote Citrusspinnmilbe
Erkennt man an winzigen gelben Punkten auf der Blattoberseite, die sich mir der Zeit ausbreiten. Bei bereits starkem Befall ist oft auch ein feines Gespinst entlang der Blattstiele zu sehen. Mit einer Lupe sind schließlich auch die erwachsenen Tiere relativ leicht zu beobachten. Jugendstadien der Spinnmilbe erkennt man als winzige weiße Körnchen an der Blattunterseite.
Abhilfe: Kaliseifenspritzung/oder Paraffinölspr. oder Raubmilbe Amblyseius californicus.