Die meisten Entdeckungen die der Gartenfreund heutzutage macht, sind wohl Wiederentdeckungen. Blättert man etwa im Katalog des Vereins Arche Noah, so stößt man auf allerlei vergessene Gemüsesorten und das eine oder andere in Vergessenheit geratene Obst.
Meine Geschichte könnte also hier anknüpfen: bei der Wiederentdeckung von in Vergessenheit geratenem Obst. Aber das gälte nur für die Papaw-Renaissance in den USA. Was unsere Breiten anlangt ist Asimina triloba -so der wissenschaftliche Name- eine echte Neuentdeckung. Der kleine Baum aus dem Osten Nordamerikas hat nicht einmal einen deutschen Namen, was ich als Indiz dafür nehme, daß weder Baum noch Frucht bei uns in Europa Verbreitung gefunden haben. In den USA wurde Asimina schon vor einigen Jahren wiederentdeckt. Das Annonengewächs war dort vorallem bei den Ureinwohnern ein beliebter Obstlieferant. Es hat daher auch einen indianischen Namen: Pawpaw, aber auch eine Reihe von Namen, die dem Bäumchen offenbar von den Siedlern gegeben wurden, denn die haben die süßen Früchte der Asimina auch gekannt und geschätzt. Michigan-Banane oder Indiana-Banane hat man zu dem Obst aus den Auwäldern gesagt. Das Verbreitungsgebiet liegt im Osten der USA und reicht von New York bis Florida und nach Westen bis nach Nebraska.
Inzwischen gibt es eine regelrechte Folklore um die Pawpaw mit jährlichen Treffen, Verkostung von verschiedenen Sorten und einer eigenen Pawpaw-Hymne.
Bei uns wird man in den meisten Baumschulen ratloses Kopfschütteln ernten, erkundigt man sich nach Asimina triloba. Der Baum fehlt auch in den meisten Botanischen Gärten und Arboretren, dabei ist die Pflanze bei uns tadellos winterhart, eignet sich gut auch für kleinere Gärten (maximale Höhe 5 bis 6m) und liefert Obst mit einer unvergleichlich exotischen Note. Das kommt nicht von ungefähr, denn Asimina triloba gehört zu den Annonengewächsen, die so mancher von Asien-, Afrika- oder Südamerikareisen kennen mag. Asimina triloba ist jedenfalls als einziges Familienmitglied winterhart. Von der tropische Verwandtschaft landen manchmal Früchte wie der Rahmapfel oder die Cherimoya auf heimischen Märkten. Leider meist in schlechter Qualität, denn es scheint ein Familienmerkmal der Annonen zu sein, daß sie längere Transporte nur schlecht aushalten und auch recht rasch verderben. Möglicherweise sind diese Eigenschaften auch der Grund dafür, daß es nie zu einem verbreiteten Anbau von Pawpaw gekommen ist. Nach dem Motto: Für den Handel ungeeignet, also vergessen.
Gerade der Umstand, daß es für Asimina triloba keine kommerzielle Verwertung gibt, hat sie für alternativ denkende Amerikaner interessant gemacht, denn schon träumt so mancher Öko-Revolutionär davon, mit Hilfe von Pawpaw die Macht der internationalen Fruit-Companies zu brechen. So leicht wird sich die Banane aber nicht vom Markt drängen lassen. Trotzdem, es lohnt sich, die Alternative aus dem Bundesstaat Indiana näher zu betrachten. Ich habe daher ein mir persönlich bekanntes Exemplar über eine Saison mit der Kamera begleitet.
Der Austrieb erfolgt sehr spät im Frühjahr, was den Baum zusätzlich frostsicher macht. Die Blütenknospen erscheinen vor den Blättern und tragen einen kurzen, rötlichen Flaum.
Die hängenden Blütenköpfchen sind anfangs grün, färben aber mit der Zeit karmesinrot. In der Literatur findet man manchmal den Hinweis, die Pflanzen bräuchten unbedingt einen Bestäubungspartner. Das hat sich durch meine Beobachtung nicht bestätigt: Obwohl kein weiteres blühfähiges Exemplar in der Nähe war, hat "meine" Asimina brav Früchte angesetzt. Und das obwohl die Blüten der Asimina protogyn sind, das heißt: die Narben werden vor den Staubfäden reif, was sicherstellen soll, dass nicht der eigene Pollen für die Befruchtung der Eizelle sorgt.
Das Laub der Asimina ist dekorativ, die großen Blätter erinnern an Magnolien oder auch an Avocadobäume. Sie kommt natürlich in Auwäldern und Flußschwemmland vor, verlangt einen lockeren Boden, der nie austrocknet und in der Jugend einen schattigen Platz. Ältere Exemplare wollen dagegen sonnig stehen, wenn sie reich fruchten sollen.
Die Früchte der Asimina erinnern von ihrer Form her nicht an Bananen, wie der Volksname "Indiana-Banana" vermuten lassen würde. Eher denkt man an kleine Mangos, die an einer Seite zu dritt oder viert an einem gemeinsamen Stiel angewachsen sind. Bei den Früchten dürfte es eine gewisse Bandbreite geben, was Größe (bis zu einem halben Kilo), Farbe und Qualität anlangt.
Der September war ins Land gezogen, scheinbar die rechte Zeit, um die Früchte des Paw Paw-Baums zu ernten. Wie ich es aus den Berichten gelernt hatte, prüfte ich durch Fingerdruck den Zustand der immer noch grünen Früchte und befand: reif. Das weitere ist schnell erzählt: geerntet, gekostet und bitter enttäuscht. Die Paw Paw schmeckte fade. Ein wenig süßlich und nichts weiter. Keine Ähnlichkeit mit den von mir geschätzten Bananen. Ich habe die Frucht gar nicht aufgegessen, sondern zur Seite gelegt. Am nächsten Tag wollte ich die Reste wegwerfen, hab dann aber doch noch einmal, angelockt vom Duft, den die Frucht jetzt verströmte, gekostet. Der Geschmack war jetzt wunderbar, eine Melange aus Ananas und Banane. Das Fruchtfleisch war auch viel süßer geworden und nicht mehr so mehlig sondern cremig. Es lohnt sich also, zu warten bis die Paw Paw wirklich reif ist. Dazu kann man sie durchaus auch einige Tage zu Hause aufbewahren. Zum vorzüglichen Geschmack kommt übrigens auch ein hoher Nährwert: hoher Proteingehalt, ungesättigte Fettsäuren, Vitamin C und Spurenelemete wie Phosphor, Calcium und Eisen.
Vermehrung
Samen von Asimina triloba kann man im Herbst bei mir gegen Versandkostenersatz bekommen. Es empfiehlt sich, das Saatgut für drei Monate im Gemüsefach des Kühlschranks zu stratifizieren. Ausgesät wird in ca 30cm hohe Gefäße mit ca. 10 cm Durchmesser. Bodenwärme fördert die Keimung, die aber trotzdem drei Monate dauern kann. Die Jungpflanzen wachsen im Schatten, zum Beispiel im Nordfenster sehr gut. Ab 30cm Höhe wird in ein etwas größeres, hohes Gefäß umgetopft. Im Glashaus bei optimalen Bedingungen soll bereits im ersten Jahr eine Höhe von einem Meter erreicht werden. Gedüngt wird mit Flüssigdünger der Formulierung 20:20:20 (im Freiland streut man dann Blaukorn 8:8:8). Ein Meter hohe Exemplare werden in lockeren, durchlässigen, leicht sauren Boden ausgepflanzt und in den ersten Jahren wird noch schattiert.
Inzwischen bietet die http://www.praskac.at Baumschule Praskac veredelte Jungpflanzen verschiedener Sorten wie Davis, Overleese oder Sunflower an. Wer wirklich ALLES über Pawpaw wissen möchte, bitte hier klicken: http://www.pawpaw.kysu.edu
Für alle, die es nicht so mit Botaniker-Englisch haben, hier eine Zusammenfassung auf Deutsch, die wir Uwe Schilling von http://www.citrusfreunde.de verdanken.